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Gefangen in der virtuellen Welt


Foto © Volker Beushausen

Düsseldorf. „Das Abmetzeln macht am allermeisten Spaß!“ Mit diesen Worten beschreibt der junge Mann auf der Bühne seine Leidenschaft für Computerspiele. Es ist die Premiere eines neuen Theaterstückes im Spektakulum: Vor einem riesigen, an die Wand projizierten Computerbildschirm, auf dem die Zuschauer sein Eintauchen in die virtuelle Welt mit verfolgen können, sitzt Niko, gespielt von Ali Murtaza, ganze Nachmittage lang. Er will mit seinem Freund Elias (Baris Öztürk) in einem Online-Spiel das nächsthöhere Level erreichen. Beide sind Außenseiter in der Schule – und die virtuelle Identität ist für sie die Chance, einmal die Helden zu spielen.

Was im wirklichen Leben nur schwer zu erreichen ist, macht die fiktive Welt möglich: Durch das Online-Spiel kommen die beiden sogar der begehrten Klassenkameradin Louisa (Svenja Stahlschmidt) näher. Die Grenzen zwischen realem Leben und virtueller Realität verschwimmen zusehends.


Schneller Wechsel von Bühnen- und Videospiel


Dass Niko dabei den Bezug zur Realität zu verlieren scheint, wird durch die Inszenierung verdeutlicht. Regisseurin Brigitta Gillessen verknüpft im schnellen Wechsel Bühnen- und Videospiel miteinander. Die Protagonisten präsentieren sich in diesen verschiedenen Welten jeweils selbst und treten in Interaktion mit dem Publikum. Doch speziell bei Niko wird durch sein immer aggressiveres Auftreten klar, dass er das Spiel in die Realität zu übertragen scheint. Aus Fantasie und Spiel wird schnell Ernst.

Teresa Tropf (Westdeutsche Zeitung, 24.10.2011)




Theater-Premiere: Gefangen im Netz

     
Sie sitzen in der Falle, sind gefangen im Netz. Doch diese missliche Lage begreifen Louisa (Svenja Stahlschmidt) und Elias (Baris Öztürk) erst fast zu spät. Niko (Ali Murtaza) hingegen (...) gewinnt zwar das Spiel, verliert aber dadurch seine Freunde
und jeglichen Bezug zur Realität. (...) Das eindrückliche Spiel der Darsteller wurde am Schluss mit großem Applaus belohnt.
Doch das Stück über Online-Spiele und virtuelle Identität hinterließ bei vielen auch Beklommenheit. Beängstigend real zeigten
die Darsteller, wie aus virtuellem Spiel realer Verlust der Persönlichkeit werden kann. (...)
Für dieses Theaterstück ließen Regisseurin Brigitta Gillessen und Nina Fischer von acting up productions ein eigenes Online-
Spiel entwickeln. Dieses wurde über Machinima-Filme über Video-Einblendungen in die Handlung mit eingebunden. Durch
diesen technischen Trick gewinnt das Stück noch einmal an Authentizität.

Ilka Kultscher (Rheinische Post, 22.10.2011)



"GAMING": Theater zwischen realer und virtueller Welt

Ein Stück zum Thema Spielsucht im Internet: Von der ersten Sekunde an herrschte gespannte Aufmerksamkeit bei unseren Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 8.

Ganz nah dran waren die Schauspieler an deren Lebenswelt, ihren Gedanken und Gefühlen, ihren Sehnsüchten und ihrer Sprache. Das Computerspiel „White Box“ animiert über Beamer wechselt rasant mit realen Ängsten und Hoffnungen handelnder Jugendlicher.

Was ist Realität, was nur Spiel... am Ende nur noch schwer zu unterscheiden.

Kein pädagogischer Zeigefinger, jeder einzelne darf seine eigenen Schlüsse ziehen.
Und Verantwortung für sich selbst übernehmen...

Aus meiner Sicht: Jugendtheater, wie es kaum besser sein kann!


Josef Bayer-Ruf (Homepage der Anne-Frank-Gesamtschule Leverkusen)





"No way out": Kein Weg führt zurück
Zwei Mädchen erzählen aus ihrem Leben - von Drogen, Gewalt und einem Mord.



Foto © Saskia Clemens

Düsseldorf. Mit glasigen Augen starrt Becca in die Kamera. Dann wendet sie sich wieder ab. Dem Mädchen in dem weiten Kapuzenpullover und mit dem schweren Silberschmuck um den Hals scheinen die Worte in der Kehle stecken zu bleiben. Ihre Freundin erscheint auf der Bühne. Sie stellt sich vor die Leinwand, von der das blonde Mädchen herabschaut. "Becca, das ist unsere Geschichte. Sie sollen wissen, was hier passiert ist." fleht Chrissie (Kim Perleberg) sie an und deutet ins Publikum. Becca (Stephanie Voit) beginnt, die Geschichte vom Leben am Limit zu erzählen.

Das Zwei-Personen-Stück "No way out" feierte am Montagabend in der Black Box Uraufführung. Regisseurin Brigitta Gillessen und Theaterpädagogin Nina Fischer geben mit dem Stück als Gruppe acting up ihr Debüt. Ihr Ziel ist es, ein junges Publikum für das Theater zu begeistern. Mit Hip-Hop-Musik, schnellen Videosequenzen, authentischer Sprache und jungen Schauspielerinnen schaffen Gillessen und Fischer ein Stück, das den Nerv der Jugend trifft und pointiert die inszenierte mediale Wirklichkeit als Vorbild Jugendlicher in sozialen Brennpunkten in den Fokus stellt.
Musik setzt ein. "Zu Hause ist die Enge, auf der Straße bin ich frei", rappen die Mädchen auf der Leinwand. Sie versuchen, dem mühsamen Trott von Schule und Familie zu entfliehen. Ihr neues Zuhause ist eine Mädchen-Gang, mit der sie täglich ihr Revier im Großstadtdschungel abstecken - jeder Tag ist ein Reigen von Straßenkämpfen, Mutproben und Drogenpartys. Wie in ihren Familien ist Gewalt auch auf der Straße Alltag - für die Mädchen jedoch auch ein Mittel, sich selbst zu spüren. Das Verlangen nach Beachtung und die Verzweiflung über die Gewalt gipfelt schließlich in Chrissies Mord an der Anführerin der feindlichen Gang. Die Freundschaft der Mädchen scheint zu zerbrechen, ihr Lebenskonzept als Gang-Mitglieder gerät ins Wanken.

Stephanie Voit (Becca) und Kim Perleberg (Chrissie) schildern beeindruckend authentisch die beklemmende Geschichte der beiden Mädchen, ihre innige Freundschaft und ihren harten Fall. Das Zusammenspiel aus Filmsequenzen und Bühnenschauspiel lässt eine Atmosphäre entstehen, die die Zuschauer 60 Minuten lang in Atem hält.

Ines Arnold (Westdeutsche Zeitung, 07.10.2009)